Günter Behnisch (1922–2010) hat mit seinem sozialen, am Menschen orientierten Bauen über Jahrzehnte die Baukultur des Landes Baden-Württemberg und der jungen Bundesrepublik geprägt. Anlässlich seines 100. Geburtstags zeigt die Ausstellung Leben und Werk des Architekten und seines in unterschiedlichen Partnerschaften wirkenden Büros, mit dem er in über 50 Jahren etwa 150 Gebäude realisierte.
Günter Behnisch gelang es wie kaum einem anderen, den Wesenskern freiheitlicher, demokratischer und humaner Grundsätze in Gebautes zu übersetzen. Die Themen, mit denen er sich im Rahmen seines Wirkens auseinandersetzte, sind auch im Hinblick auf heutige Fragestellungen des Bauens hochaktuell und von großer Relevanz.
Die Bauten und Anlagen für die XX. Olympischen Sommerspiele 1972 in München kündigten mit großer internationaler Aufmerksamkeit eine neue Epoche der jungen Bonner Republik an. Die Vision einer weltoffenen Gesellschaft und der Wunsch nach einem grundlegenden demokratischen Wandel fand ihren architektonischen Ausdruck in der schwingenden Dachkonstruktion über sanft gewellten Landschaftsformen ebenso wie in den frischen, klaren Farben. Das Ensemble wurde weltweit als hoffnungsvolles Zeichen einer gesellschaftlichen und demokratischen Erneuerung der Bundesrepublik nach der Gewaltherrschaft des „Dritten Reiches“ begriffen.
Aus den Leitmotiven „Olympische Spiele im Grünen und der kurzen Wege“ und den Eigenschaften „jugendlich, fröhlich und beschwingt“ entwickelten Günter Behnisch und seine Partner Fritz Auer, Winfried Büxel, Erhard Tränkner und Carlo Weber mit Jürgen Joedicke das visionäre Konzept der modellierten Architekturlandschaft. Unter dem Begriff „Situationsarchitektur“ entstanden in Mulden eingefügte Stadien- und Hallenkörper, überspannt mit einem transparenten, technisch innovativen Zeltdach.